190415 birkebeinerRoman Schlosser, Trainer der MTB Jugend, nahm am 16. März 2019 am legendären Birkebeinerrennet, ein Langlauf-Marathon der Worldloppet-Serie, in Norwegen teil. Ole Giese und Nikolai Schlosser, die bei ihm im Bike Training sind, haben ihn hierzu interviewt.

Ole und Nikolai: Wo war das Rennen genau und wie lang ist die Strecke?
Roman: Das Rennen war in Norwegen. Der Start ist in Rena, die Strecke führt über das Raufjellet und das Midtfjellet nach Lillehammer. Ziel ist dort im Langlauf Olympiastadion nach 54 km.

Ole und Nikolai: Wie bis Du da hingekommen?
Roman: Ich bin von Frankfurt nach Oslo geflogen. Dort habe ich meinen Freund, Nikolai Frant, getroffen. Er war 1993 für ein Jahr mein Austauschschüler und kommt aus Denver, Colorado in den USA. Wir haben damals für den SV Kirchzarten gemeinsam Langlaufrennen bestritten. Mit dem Mietwagen sind wir dann nach Brummunddal gefahren, wo wir bei einer befreundeten Familie übernachten konnten.

Ole und Nikolai: Wieso hast Du Dich für dieses Rennen entschieden und nicht für ein anderes?
Roman: Bisher habe ich den Schwarzwald Marathon, den Marcia Gran Paradiso, den Finnlandia Hiitho, den Vasaloppet, den Engadiner und den Rucksacklauf gemacht. Von daher war meine Liste der bekannten und schönen Langlaufmarathons schon fast komplett - nur der Birkebeiner hat noch ge-fehlt. Da ich ein großer Norwegen Fan bin und auch Norwegisch spreche, war es wirklich Zeit für dieses Rennen. Als Nikolai mich dann gefragt hat, ob wir es zusammen machen sollen, war die Entscheidung schon gefallen.

Ole und Nikolai: Wie viele Teilnehmer hat das Rennen?
Roman: Beim Birkebeiner starten um die 9.000 Läufer. Der Start erfolgt in Blocks mit ca. 200 Läufern, die 5 min. versetzt starten. Von daher war am Start wenig Hektik zur spüren. Durch die vielen Teilnehmer war man auf der Strecke nie allein. Es waren mindestens 4 Spuren nebeneinander meistens sogar 6 bis 8. Nervig war leider, dass sich niemand an die Schildkröte rechts und den Hasen links gehalten hat. Von daher musste ich sehr häufig die Spur wechseln, was echt Kraft gekostet hat.

Ole und Nikolai: Wie lange hast Du gebraucht?
Roman: Ich war nach 4 Stunden und 18 Minuten im Ziel.

Ole und Nikolai: Gibt es da spektakuläre Abfahrten?
Roman: Ja, auf einer Abfahrt waren wir sehr schnell unterwegs. In den Aufzeichnungen haben wir nachher gesehen, dass wir über 55 km/h gefahren sind. Durch den frischen Schnee, der Anfang der Woche gefallen war, war die Spur relativ weich. Durch die mehreren Tausend Läufer, die vor mir waren, waren die Kurven zu regelrechten Wannen ausgefahren und es war schwer den Gestürzten auszuweichen. Zum Glück bin ich ohne Sturz durchgekommen.

Ole und Nikolai: Was war die Siegerzeit?
Roman: Gewonnen hat Petter Eliassen aus Norwegen in der Zeit von 2 Stunden 23 Minuten. Das beeindruckende daran ist, dass die Spitze ohne Steigwachs läuft. Das heisst, sie schieben die komplette Strecke im Doppelstock und da sind wirklich harte Steigungen drin – für mich unvorstellbar. Das Doppelstockschieben heisst auf Norwegisch „staker“ und es gibt sogar schon spezielle Ski dafür. Meiner Meinung nach ist das zwar je nach Streckenprofil schneller, hat aber keinen Stil.

Ole und Nikolai: Hattest Du auf der Strecke ein Problem?
Roman: Ein Problem hatte ich glücklicherweise nicht. Die Bedingungen waren super, man konnte komplett mit blauem Steigwachs durchlaufen, ohne nachzuwachsen. Ich habe versucht, die Landschaft zu geniessen und auch an den Verpflegungsstationen mal um mich herum zu schauen und die Stimmung in mich aufzunehmen. Die Landschaft im norwegischen Fjell über der Baumgrenze ist sehr schön und wir hatten blauen Himmel bei ca. -3 Grad.

Ole und Nikolai: Sind -3 Grad typisch für Norwegen?
Roman: Ich weiss, dass es letztes Jahr -15 Grad waren, von daher kann es schon sehr kalt sein. Dieses Jahr waren die Temperaturen super. Auch kann der Wind in der baumlosen Hochebene ein Problem sein, aber auch das war dieses Jahr nicht der Fall.

Ole und Nikolai: Woher kommt der Name Birkebeiner?
Roman: Der Überlieferung nach haben im Jahr 1204 die Birkebeiner den kleinen Königssohn Håkon Håkonsson auf dieser Strecke in Sicherheit gebracht. Von daher ist das Rennen für die Norweger geschichtsträchtig und hat einen hohen Stellenwert in der Bevölkerung. Zu dieser Zeit trug man beim Skilaufen Gamaschen aus Birkenrinde. Daher der Name.

Ole und Nikolai: Gab es Momente, bei denen Du kurz davor warst aufzugeben?
Roman: Nein, eigentlich nicht. Das Rennen war schon hart, aber doch gut zu meistern. Ich bin drei Wochen vorher den Rucksacklauf über 100 km von Schonach an den Belchen gelaufen, das ist nochmal eine Nummer härter.

Ole und Nikolai: Hast Du vor oder nach dem Rennen noch Urlaub gemacht?
Roman: Ich habe mich sehr gefreut meinen amerikanischen Freund Nikolai wiederzusehen. Wir waren zum Startnummer holen in Lillehammer und dann noch einmal zum Trainieren in den Bergen. Insgesamt hatten wir aber nur 4 Tage Zeit.

Ole und Nikolai: Welche besonderen Erinnerungen hast Du mit nach Hause genommen?
Roman: Es war beeindruckend, wie sportbegeistert die Norweger sind. Sie haben sich neben der Strecke Schneebänke gebaut und mit Fellen belegt. Feuer gemacht und die Leute angefeuert. Einfach Top.

Ole und Nikolai: Roman, hast Du noch weitere Ziele, was das Langlaufen angeht?
Roman: Ehrlich gesagt, war der Rucksacklauf dieses Jahr im heimatlichen Schwarzwald mein langläuferischer Höhepunkt. Aber mir fällt bestimmt wieder ein neues Ziel ein. Wichtig sind für mich nicht mehr die Zeiten oder die Platzierungen, sondern das Erlebnis im Wettkampf und die Strecke ordentlich zu meistern.

Ole und Nikolai: Roman, vielen Dank für das Interview!

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